Warum ich George R.R. Martin liebe

Ein Freund aus alten Kindertagen versuchte, mich mit seiner Stimme zu hypnotisieren: »Du musst das Lied von Eis und Feuer lesen. Du musst!  Du wirst es lieben!«
»Du bist jetzt schon der Dritte, der mir das sagt. Was ist denn das Besondere dabei?«
»Es ist toll. Und es ist riesig. Und sämtliche Leute sterben!«
»Naja. Gemessen daran wird auch das Jüngste Gericht ein echtes Highlight.«
»Ja, aber nein. Eis und Feuer musst du lesen. Das ist der Hammer!«
»Ja, ja. Nur warum?«
»Es ist Fantasy. Und es kommen Drachen drin vor. Jeder liebt Drachen!«
Ich dachte an seine Freundin. Und plötzlich wurde mir einiges klar.

Ich wünsche mir Band 11 ...
Ich wünsche mir Band 11 ...

Natürlich hatte er recht. Doch das ging mir später auf, nachdem ich seinem Rat gefolgt war. Zunächst wünschte ich mir die Bände 1-3 zu Weihnachten. Und ich bekam sie auch. Der Weihnachtsmann ist da sehr zuverlässig. Ich glaube, es liegt daran, dass er George Martin ist (siehe Foto).
Ich begann also zu lesen - und hörte erst wieder auf, als ich alle zehn Teile durchhatte. Die Bücher sind toll! Sie sind grandios!
Seit Ende der 90er-Jahre werden Fernsehserien mit fortlaufender Handlung immer besser. Die Figuren gewinnen an Tiefe, der Plot wird intelligenter und gut eingestreute Cliffhanger schaffen endgültig den Suchtfaktor.
Mit Das Lied von Eis und Feuer verhält es sich genauso.
Das ist kein Zufall. George Martin schreibt nicht nur schon lange Bücher, sondern arbeitete auch an Fernsehserien wie Twilight Zone oder Die Schöne und das Biest. Aber eines wurmte ihn dabei gewaltig: Oft musste er seine Drehbücher zusammenstreichen, weil die Handlung für eine Serienfolge zu komplex war.
Darüber braucht er sich nie wieder zu ärgern. Das ist es, was ich an »Das Lied von Eis und Feuer« so liebe: Martin sprengt damit alle Maßstäbe. Niemand macht ihm mehr Vorschriften und er kann so richtig aus dem Vollen schöpfen. Alleine das Schicksal der Familie Stark wird über sechs verschiedene Perspektiven erzählt. Ihre Gegenspieler, die Lennisters, bekommen noch drei Blickwinkel. Und daneben gibt es viele, viele weitere: Könige und Mündel, Ritter und Fürsten. Und ich ahne: Die Geschichte folgt einem gewaltigen Masterplan, nach dem alle Rätsel und Geheimnisse in einem furiosen Finale zusammenlaufen werden. Wer hat sich nicht schon einmal geärgert, wenn die Handlung eines Buches am Ende nicht richtig aufgelöst wurde?

George R.R. Martin
George R.R. Martin

Martin wird das nicht passieren. Er schreibt - wie sich das gehört - mit Konzept. Und das Konzept existiert in seinem Kopf seit dem ersten Band. Das war 1996.
Solange schraubt er bereits an seinem Epos. Zwischen zwei Teilen verstreicht dabei viel Zeit. Das bringt ihm immer wieder auch Kritik von Fans ein, die schon mit den Hufen scharren, um sich auf die Fortsetzung zu stürzen.
Eine Kritik, die Martin besonders verletzt hat, ist die öffentliche Auseinandersetzung um seine Lebenserwartung. Ja, er ist jetzt 66 Jahre alt und hat noch zwei Bände vor sich. Aber mal ehrlich, liebe Fans: Wie würde es euch gefallen, wenn die Welt über euren bevorstehenden Tod spekuliert?
Ich wünsche George Martin ein langes Leben und - nicht ganz uneigennützig - noch viele wunderbare Bücher!
Er ist ein grandioser Autor. Man beachte allein das Doppel-R in George R.R. Martin!

Seit J.R.R. Tolkien ist das »R.R.« der glänzende Gral, der den Fantasy-Fan aus der Höhle lockt.

Der Zauber der Magie in einer Welt aus Beton.

Das feurige Chili in der Kartoffelsuppe.

 

In diesem Sinne
mit besten Wünschen

 

euer Markus R.R. Tillmanns


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