--- SPOILER-WARNUNG ---
Star Wars IX – der Aufstieg Skywalkers – ist einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Eine unglaubliche Verschwendung von Produktionskosten, Staraufgebot und, ja, auch Herzblut auf Seiten der riesigen Fangemeinde.
Als Fan der ersten Stunde bin ich aus dem Staunen im Kinosaal nicht mehr herausgekommen. Dem Staunen darüber, wie man dem Publikum ernsthaft einen solchen Schrott vorsetzen kann.
Und dabei gibt der Film sich alle Mühe, gerade alte Fans wie mich zu umwerben. Er lässt alle alten Helden noch einmal erscheinen (sogar jene, die schon tot sind): Luke, Han, Leia, Lando, Chewbacca, R2 und C3PO. Und er zeigt alle Bilder der alten Filme noch einmal: den Todesstern, die Ewoks, Darth Vaders Maske, den Imperator.
Und obwohl das zweifellos für nette nostalgische Momente sorgt, ist der Film ein unglaublicher Haufen Bantha-Mist.
Warum?
Dafür sind zwei Klassen von Fehlern verantwortlich. Ja, man muss hier wirklich von Fehler-Klassen sprechen, weil jede Sorte so unglaublich oft vorkommt, dass man mit dem Zählen des Versagens nicht mehr hinterherkommt.
Es sind dies der Hoppla-es-passiert-was-Fehler und der Fluch-der-falschen Finte.
Der Hoppla-es-passiert-was-Fehler
Ein Plot, eine stimmige Film-Handlung, besteht für gewöhnlich darin, dass Handlungen und Ereignisse andere Handlungen und Ereignisse zur Folge haben, die wiederum ... und immer so weiter bis zum Abspann.
Ich hatte das eigentlich immer für selbstverständlich gehalten. Dann kam Star Wars IX.
Dort geschehen den gesamten Film über ununterbrochen Dinge aus dem Nichts.
Hier nur eine winzige Auswahl, der endlosen Kette von Hoppla-Ereignissen:
Diese drei Beispiele füllen zusammen nur etwa zwei Minuten Film. Und so geht das 142 Minuten weiter. Es ist wie auf dem Holodeck der Enterprise: Ständig – hoppla – tauchen Dinge, Personen, Ereignisse aus dem Nichts auf. Der Imperator, eigentlich tot, ist schon im Fließtext des Vorspanns – hoppla – wieder lebendig. Grundlos, versteht sich. Die größte Raumflotte des Universums – hoppla – auf einmal da. Aber kein Problem, die gegnerische Seite kann ja denselben Trick: Hoppla, da hat sie auch eine riesen Rumflotte - obwohl vorher ausdrücklich gesagt wurde, dass genau das nicht passieren wird.
Und so weiter.
Und so weiter.
Und so weiter.
Der Fluch der falschen Finte
Eine Plot-Finte in Filmen oder Romanen ist eine knifflige Angelegenheit. Um zu sehen, wie gründlich Star Wars IX dieses Stilmittel ununterbrochen versemmelt, schauen wir uns kurz an, wie eine gelungene Finte funktioniert:
Das Musterbeispiel der Finte kennen wir aus dem Detektiv-Krimi. Im Laufe der Handlung verbergen sich Hinweise auf den Mörder. Der Witz besteht darin, dass wir diese Hinweise im besten Fall nicht durchschauen. Das liegt daran, dass um diese leisen Hinweise herum, viel lautere und größere falsche Hinweise - sprich: Finten - gestreut sind. Wir folgen der Spur der scheinbaren Logik und verdächtigen den Mann mit dem offensichtlich gelogenen Alibi oder die Frau, deren Initialen auf dem Seidentaschentuch am Tatort standen.
Aber dann kommt die große Aufklärung durch den Detektiv. Der geniale Kopf legt im Finale dar, warum all diese Hinweise falsch sind. Und natürlich hat er (und nur er) die richtigen Hinweise bemerkt, die uns entgangen sind. So schafft es ein guter Krimi, uns am Ende zu überraschen, obwohl wir eigentlich alle entscheidenden Informationen zur Verfügung hatten.
Und wie macht es Star Wars IX stattdessen?
Die Finten hier haben keine innere Logik. Nicht einmal eine Schein-Logik. Der Film lügt das Publikum einfach nur dreist an.
Dabei wird das, was man in der Literatur-Theorie den »Vertrag mit dem Publikum« nennt, permanent gebrochen.
Dieser Vertrag beinhaltet u.a., dass wir uns auf bestimmte Informationen verlassen können.
Gerade in einem Fantasy- oder SciFi-Film ist das enorm wichtig. Wenn z.B. Gandalf sagt, der Eine Ring könne nur im Feuer des Schicksalsbergs vernichtet werden, dann müssen wir uns darauf verlassen können, dass das stimmt. Es wäre halt saublöd, wenn Frodo drei Filmminuten später sagen würde: Hoppla, jetzt hab´ ich ihn doch mit dem Hammer kapputtgekriegt.
In Episode IX wird dieser Vertrag ununterbrochen mit Füßen getreten.
Hier nur eine winzige Auswahl des Versagens:
Und so geht das den ganzen Film über. Wenn wir den Kontrollturm treffen, ist die Flotte führerlos. Der Kontrollturm wird getroffen, die Flotte ist natürlich nicht führerlos. Wenn wir den Sternzerstörer sabotieren, ist die Flotte führerlos. Der Sternzerstörer wird sabotiert, die Flotte ist natürlich wieder nicht führerlos.
Und so weiter.
Und so weiter.
Und so weiter.
Mit diesem Film hat die einst großartig begonnene Welt von Star Wars ihren Tiefpunkt erreicht.
Nun liegt die letzte Hoffnung auf der neuen Star-Wars-Serie
"The Mandalorian" (März 2020).
Mit dem Newsletter wirst du natürlich informiert, sobald es etwas Neues gibt.
Aktion:
Wenn du den Newsletter erstmalig bestellst, bekommst du folgende Geschenke im PDF-Format:
Das neue Buch von George Martin - Hintergrund-Artikel mit allen News
Teufel XXL-Leseprobe -Fantasy-Thriller und
Fantasy-Highlights bis 2020 - Das Beste, was wir als Fantasy-Fans erwarten dürfen
kostenlos.
Star Wars - Der Abstieg Skywalkers teilen über: