Was wäre Fantasy ohne Zauberei?
Sie ist mächtig, sie ist bunt, sie ist fantastisch - und sie hat das Potential, jedes Buch und jeden Film zu zerstören.
Ein Held, der im letzten Kapitel einfach - Abrakadabra - alle Probleme mit einem Zauberspruch löst? Da bleibt der Leser zurück mit dem Gefühl, betrogen worden zu sein.
Wie bekommen es die großen Zauberer hin, dass genau das nicht passiert?
Sie halten sich an die drei ewigen Regeln der Magie! (Dazu gleich mehr.)
Schauen wir zunächst, wie Dr. Strange das macht:
Dr. Strange
SPOILER-Hinweis: Im Folgenden erwähne ich Fähigkeiten, aber nicht mehr als Andeutungen zur Handlung des Films.
Dr. Strange erschafft magische Waffen und Schilde mit wenigen Handbewegungen. Er teleportiert sich durch Portale und beherrscht sogar (Mööp - wird hier nicht verraten.)
Warum fühlen wir uns bei allem mystischen Klimbim nicht einmal verkauft?
Weil wir von jeder einzelnen Fähigkeit Kenntnis haben, ehe er sie im Feld einsetzt. Wir sehen den Werdegang Dr. Stranges, sehen ihn üben und seine Studien betreiben. Und damit wissen wir, was er kann, bevor er es benötigt, um sein Leben zu retten.
Regel Nr. 1:
Gute Filme und Bücher informieren uns vorher über Möglichkeiten und Grenzen der Magie.
Ganz streng befolgt diese Regel z.B. Harry Potter. Bei Rowling ist genau festgelegt, welche Sprüche Harry beherrscht. Neue Zauber lernen wir erst mit Harry im Unterricht kennen, bevor er sie in brenzligen Situationen einsetzt. So fühlt sich der Leser nie überrumpelt.
Melisandre
Auch die Rote Priesterin in Das Lied von Eis und Feuer bzw. Game of Thrones ist regeltreu. Ihre Möglichkeiten sind fest umrissen:
Sie sieht in die Zukunft.
Sie beherrscht das Wetter.
Sie erschafft Killer-Schatten.
Sie belebt Tote wieder.
Jede dieser Fähigkeiten ist seit mehreren Bänden bekannt. Die Rote Priesterin belügt das Volk - nicht die Leser.
Zugleich zeigt sich bei Melisandre aber ein anderes Problem. Ihre Magie ist so mächtig, dass sie den Plot locker sprengen kann. Und dennoch geschieht genau das nicht.
Warum nicht?
Regel Nr. 2:
Jede (große) Stärke muss durch eine Schwäche ausgeglichen werden.
Überprüfen wir das am lebenden Objekt:
Melisandres Macht
Geht bei dieser Regelhaftigkeit nicht etwas sehr Wichtiges verloren? Das Geheimnisvolle und Unerklärliche der Magie?
Befragen wir dazu den weisesten aller Zauberer:
Gandalf
Gandalfs Magie bleibt bis zum Schluss unergründlich. Manchmal bemerkt man eine Affinität zu Licht und Feuer. Er versteht sich auf Feuerwerk, lässt den Zauberstab im Dunkeln aufleuchten oder bekämpft Mordors Schatten mit gleißenden Lichtblitzen. Das mag Gandalfs Magie sein oder auch die Macht des Rings. Immerhin trägt er den Elbenring des Feuers.
Aber Gandalf heilt ebenso König Theoden (ob mit Magie oder Psychologie sei dahingestellt). Er verschließt in Moria eine Tür magisch. Wie kann er all das willkürlich aus dem Ärmel schütteln, ohne dass wir uns verschaukelt fühlen?
Regel Nr. 3:
Wenn Magie unberechenbar ist, ist sie nicht plotentscheidend.
Ein Feuerwerk kann man genauso ohne Hexerei zünden. Das gilt ebenso für das Erzeugen von Licht oder das Verschließen einer Tür. Wenn Gandalf im Kampf Magie einsetzt, dann sterben Orks genau wie unter seinen Schwerthieben. Kurz: Die entscheidenden Wendepunkte der Handlung werden nie durch Gandalfs Zauberkunde bestritten.
Auch Dr. Strange setzt diese Art von Kraft ein. Wenn ihr die erste Szene im Abspann des Films abwartet, werdet ihr einen überraschenden Zauber sehen. Und der bewirkt ... nichts, was man nicht ebenso ohne Magie hinbekommen hätte.
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