Im ersten Teil des Artikels habe ich fünf Typen des Bösen benannt. Hier folgen noch einmal fünf erschreckende Arten, seine Seele schwarz zu färben ...
Ernsthaft?
Von Geburt an Böse? Der Blick in ein Kinderbettchen mit dem friedlich lächelnden Mini-Nuckler scheint das zu widerlegen. Aber die Idee vom angeborenen Bösen ist in unserer Kultur uralt: Das
Christentum vertritt sie als Idee der Erbsünde. Als Eva im Paradies Adam den verbotenen Apfel aufschwatzte, da war es um ihre Unschuld geschehen. Seither ist der Mensch mit dem Makel der
Erbsünde belegt - und ganz besonders natürlich die Frau.
Das ist eine Variante der Idee vom angeborenen Bösen, die ohne göttliche Strafe auskommt.
Unsere natürlichen Triebe - Schlaf, Hunger, sexuelles Begehren - machen uns schnell zu Egoisten, wenn wir ihnen kritiklos folgen.
Sigmund Freud ging davon aus, dass es neben dem Eros, dem Sexualtrieb, auch den Thanatos gibt, den Todestrieb. Er ist für die aggressive, zerstörerische Seite des Menschen verantwortlich. Der Psychologe selbst nahm dabei keine ethische Bewertung vor.
In der Fantasy kennen wir diese Form des Bösen zum Beispiel in den Motiven des Vampirs, den der Eros zum Mörder aus Eigennutz macht. Ein typischer Thanatos-Bösewicht ist hingegen der Werwolf, der in blinder Aggression tötet (und das Opfer oft nicht einmal frisst).
Nach dieser Vorstellung ist das Böse notwendig, weil es sonst auch das Gute nicht gäbe.
In unserer Kultur wirken solche Vorstellungen eher exotisch. In Ostasien hingegen ist man es gewohnt, dialektisch (d.h. in der Einheit von Gegensätzen) zu denken. Der bei uns bekannteste Teil dieser fernöstlichen Dialektik ist das Zusammenspiel von Ying und Yang.
Im Abendland wurden ähnliche Vorstellungen vertreten von Heraklit, Hegel und Karl Marx.
Star-Wars-Fans kennen das Prinzip: Die Macht hat eine helle und eine dunkle Seite. Man kann zwar die Vertreter der dunklen Seite töten, nicht aber die dunkle Seite selbst.
Es gehört zu unserem Kernverständnis des Menschen, dass wir Personen sind. Das meint, wir sind Entscheidungsträger, die für ihr eigenes Handeln verantwortlich sind.
Neben der falschen Entscheidung ("Ich raube jetzt mal ne Bank aus.") gibt es aber auch die Nicht-Entscheidung ("Das geht mich nix an.") Diese Leugnung der eigenen Personalität ist nach Hannah Arendt das schlimmste Böse. Als sie dies schrieb, hatte sie Millionen Deutsche im Hinterkopf, die von den Schandtaten der Nazis lieber nichts wissen wollten.
Natürlich begegnet uns dieses Böse auch im Alltag, immer wenn wir allzu bequem und gedankenlos handeln. Da ist z.B. der Raucher, der sich nicht fragt, ob der Qualm jemanden stört oder der Hobby-Bohrer, der die Nachtruhe nicht beachtet.
In der Fantasy findet sich dieses Böse manchmal auf Seiten der Götter oder der Elfen. Sie scheren sich nicht um menschliche Belange und es bedarf schon eines wahren Helden, sie von der Größe der Not zu überzeugen ...
Arthur Schopenhauer sieht die Triebfeder zum Guten im Mitleid. Wenn wir sehen, wie es anderen Menschen schlecht geht, erleben wir durch das Mitleid ein fremdes Schicksal plötzlich als unser
eigenes.
Dementsprechend ist es böse, die Augen vor dem Leid anderer zu verschließen. Schopenhauer beschreibt damit sehr treffend, warum es heute so viel Böses in der Welt gibt: Durch moderne Technik und Menschenmassen treffen wir heute eine Unmenge von Entscheidungen und bekommen die Menschen, die darunter leiden, oft gar nicht zu Gesicht. Damit ist das Mitleid Schachmatt gesetzt und das Böse scheinbar unaufhaltbar. Man denke etwa an den Piloten, der eine Atombombe abwirft, oder den deutschen CO2-Verursacher, der Menschen in der dritten Welt absaufen lässt.
Das mitleidlose Böse ist d a s Standardmotiv der Fantasy. Fast jeder Roman, fast jeder Film zeigt uns in irgendeiner Szene, dass den Bösewicht das (oft selbst verursachte) Leiden anderer Menschen völlig kalt lässt.
Der Frage, was das Böse ist, geht auch der Fantasy-Thriller Teufel auf den Grund:
Teufel: Fantasy-Thriller
Der Teufel ist hier!
Luzifer offenbart sich. Und die Welt ist geblendet. Journalist Tabarie berichtet für gewöhnlich über Lokalpolitik und Kleinkriminelle. Doch nun traut er seinen Augen nicht, als der Engel der Finsternis selbst erscheint und mehr und mehr Menschen dem Bösen verfallen. Kann Tabarie den Teufel noch aufhalten?
Der Journalist ermittelt in dem verzweifelten Versuch, Satans Plan zu durchschauen.
Aber was ist es, dass die Menschen so anfällig für das Böse macht? Warum sind sie so leicht verführbar?
Ein spannender Fantasy-Thriller, der uns entführt von den Türmen des Kölner Doms bis in die Gewölbe unter dem Vatikan.
Für alle, die immer schon sehen wollten, wie die Welt zum Teufel geht ...