von Jim Jarmusch (Regie)
Rezension vom 2.1.2014
Abseits der großen Multiplexe läuft dieser Tage ein Vampirfilm, der neugierig macht. Mich jedenfalls. Also fix die Knoblauch-Chips eingepackt und mal testen, ob der Film hält, was er verspricht ...
Der Inhalt
Adam ist Untergrundmusiker, Einsiedler, schwermütig. Und ein Vampir. Das lange Leben wirft die Sinnfrage auf, und weil die keine Antwort findet, besorgt er sich eine Holzpatrone für seine Pistole ...
Jenseits des Ozeans lebt seine große Liebe Eve. Sie ernährt sich von dem wenigen noch nicht verseuchten Blut, das ihr Freund Christopher Marlowe organisiert. Als sie ahnt, dass mit Adam etwas nicht stimmt, eilt sie herbei - nicht ahnend, dass das Treffen der Vampire auch ihre unberechenbare Schwester Ava anlockt.
Meine Meinung
Wer die Namen oben liest, ahnt bereits, dass hier Bedeutungsschwangeres kommt. Tatsächlich hat der Regisseur zwei bekannte (und gute!) Schauspieler für ein kleines, feines Stück Programmkino gewinnen können. Adam wird von Tom Hiddleston gespielt, der in Thor noch gröbere Messer wetzte. Und Eve wird dargestellt von Tilda Swinton, die ihr unvergleichliches Eisprinzessinnen-Gesicht nun einer Unsterblichen leiht.
Für Freunde des Popcorn-Kinos hier eine dicke, fette Warnung: Only Lovers Left Alive ist völlig frei von Action und weitgehend frei von Handlung. Moment mal, wird der geneigte Leser fragen, was bleibt denn da?
Was bleibt, ist eine Parabel auf die Welt. Am Motiv der Vampire wird das Leben reflektiert von seinen tiefsten Triebfedern bis zu seinen höchsten kulturellen Auswüchsen. Die beiden Bluttrinker hatten mächtig Zeit, sich mit Kultur anzureichern. Zwar wird nie verraten, wie alt die Vampire wirklich sind, doch lassen ihre Namen manches ahnen. Überhaupt streut der Film eine Fülle von Andeutungen, die Anlass zum Spekulieren (und Diskutieren mit Freunden nach dem Kinobesuch) liefern, eben weil Only Lovers Left Alive die Antworten schuldig bleibt.
Ganz im Zentrum steht der Charakter der Hauptfiguren. Dabei gelingt Jarmusch das Kunststück, sie sowohl sehr fein zu zeichnen, als auch sie zu Symbolen menschlicher Archetypen zu machen. (Die beiden sind in vielerlei Hinsicht als Gegensatzpaar entworfen. Wofür sie stehen, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Der Leser möge es selbst herausfinden.)
Gewürzt ist das Werk mit schrägem Humor. Aber hier sollte man nicht den Slapstick des Mainstream-Kinos erwarten. Es ist eine leise Form von Humor mit absurden Situationen, die für sich sprechen, und intelligenten Dialogen.
→ Wer einen sehr ruhigen Film erträgt, wird mit einem klugen und einfühlsamen Werk über zwei Vampire belohnt.
Filmtipp: 8/10 Punkte